Über 30 Jahre Präsident des RSC


Andreas Rabel via OTZ - 23.02.2024

Rollhockey: Torsten Scholz erinnert sich an die Anfänge nach der Wende, an nächtliches Rollenund Stoppen in der Jugendherberge und das stetig gemeinsame Wachsen des Geraer Vereins

 

Gera. Der RSC Gera steht gut da, hat sich über die Jahre zu einem erfolgreichen Rollhockey-Club entwickelt, sportlich die Nummer eins im Osten, die SG Blue Angels und die Blue Lions spielen in der 2. Bundesliga, die Nachwuchsteams erkämpften sich Medaillen bei Deutschen Meisterschaften.

 

 

Erste Spiele aus Mangel mit Anschnallern bestritten

 

Seit der Wende und bis Ende 2023 war Torsten Scholz der Präsident des RSC Gera. „Da sind fast zweiunddreißig Jahre zusammengekommen“, sagt der 58-Jährige und es scheint, als möchte er das gar nicht glauben, die Zeit raste. Nicht nur einmal passiert es ihm inzwischen, dass er von ehemaligen Vereinsmitgliedern angesprochen wird: „Ich war auch mal beim RSC Gera“, sagen sie und da schwingt Stolz und Wertschätzung mit. „Das macht uns als Verein auch stolz. Da haben wir einiges richtig gemacht“, sagt Torsten Scholz. Dass auch er Rollhockey spielte, keine Überraschung. Als 13-Jähriger war er zum Verein gekommen, hatte seine ersten Spiele in der Jugend-Mannschaft aus Mangel an Rollschuhen noch mit Anschnallern bestritten. 1980 und 1981 war er mit der Geraer Jugendmannschaft DDR-Vizemeister.

 

In der Rückblende auf fast 32 Jahre RSC-Präsident hebt Torsten Scholz das Miteinander im Vorstand, im Verein hervor. „Wir haben uns Jahr für Jahr weiterentwickelt“, sagt er. Für manch Vereinsmitglied oder auch für Außenstehende mag es so scheinen, dass manches lange dauerte. „Aber wir wollen immer alle mitnehmen. Entscheidungen gemeinsam treffen – und sind gut damit gefahren.“ Die Mitgliederentwicklung, die Anzahl der Trainer und Teambetreuer, die der Verein hat, das Spektrum der Mannschaften von der Anfängergruppe bis hinauf zu den beiden Zweitliga- Mannschaften – das kann sich sehen lassen. Seit Jahren stellen die Geraer Nachwuchs-Nationalspieler. Die Anfangsjahre nach der Wende sind bei Torsten Scholz noch präsent, als ein neuer Verein gegründet werden musste. „Wir hatten damals vierunddreißig Mitglieder“, erinnert sich Torsten Scholz. Am 30. Juli 1990 wurde der RSC Gera als einer der ersten Geraer Vereine ins Vereinsregister eingetragen. Eine neue Zeitrechnung begann.

 

 

 

In der Wendezeit zählte der Verein 34 Mitglieder

 

Als die Einladungen zur ersten Vorstandswahl des RSC Gera herausmussten, „da haben wir überlegt, ob wir das Geld für die Briefmarken ausgeben sollten oder alle Mitglieder ablaufen und die Einladungen in den Briefkasten stecken“, erinnert sich Torsten Scholz an die Anfänge.

 

Als letzter DDR-Pokalsieger war die BSG Tiefbau Gera in die Annalen eingegangen, spielte in der Oberliga, der höchsten Spielklasse. Nach der Wende wurden die Ostthüringer in der Regionalliga eingeordnet. Manfred Zeiß war damals der Trainer, Stefan Grunert der Sektionsleiter der Betriebssportgemeinschaft.

 

„Stefan hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, Präsident des Vereins zu werden.“ Torsten Scholz musste nicht lange überlegen. Rollhockey war sein Sport. Er arbeitete sich ein, als Präsident war er kein Lautsprecher, führte den Verein mit ruhiger Hand.

 

 

Neue Rollen aus eigener Tasche für Turnier in Herten bezahlt

 

Der gelernte Kfz-Schlosser war auch Nachwuchscoach, Enrico Rhein, Robert Kötter, Lars Köcher und Nico Wolter legten Anfang der 90er Jahre los, später betreute er die Rollhockeyspielerinnen des Vereins. In den 90er Jahren spielten die Geraer noch ausschließlich auf der Außenbahn an der Panndorfhalle. Doch als die Jugendmannschaft zu einer Deutschen Meisterschaft nach Herten fuhr, da musste sich Torsten Scholz etwas einfallen lassen, damit die Jungs der RSC A-Jugend auf dem schnellen Parkett nicht von vornherein chancenlos blieben.

 

Aus eigener Tasche kaufte er nach dem ersten Tag der Deutschen Meisterschaft bei einem Händler in der Halle neue Rollen, montierte sie spätabends auf die Rollschuhe und die Spieler übten die halbe Nacht in den Gängen der Jugendherberge rollen und stoppen.

 

„Es hat sich zwar niemand beschwert, doch ich möchte nicht wissen, was über unser Treiben gedacht wurde“, erinnert sich Torsten Scholz mit einem Lachen.

 

Nach über 30 Jahren im Amt stellte er sich nicht mehr zur Wahl. Natürlich bleibt er im Verein, spielt weiter bei den Rollhockey-Oldies, der Uhu-Cup in Böhlitz-Ehrenberg ist legendär, er trifft sich mit den Cracks von damals zum jährlichen Plausch und verfolgt die Entwicklung „seines“ Vereins nun aus der zweiten Reihe.